CD: Tales between the Times
CD: Tales between the Times
Inspiriert von den "mystischen Ländern - Schottland, Irland oder dem alten Wales“ veröffentlicht Thomas Taliesin Weber 2003 ein außergewöhnliches Piano-Solo-Album. Der Künstler mit dem alt-walisischen zweiten Vornamen präsentiert mit seinen lyrischen bis virtuosen Klavierstücken unter der Werkverzeichnisnummer "WV 167“ jedoch weit mehr als eine moderne Solosuite für Klavier. Unter dem Titel TALES BETWEEN THE TIMES übersetzt er das klassische Genre der "Lieder ohne Worte“ in eine zeitgemäße und romantische Crossover-Tonsprache. Seine Klaviermusik läßt er entstehen "zwischen Komponieren und Improvisieren, zwischen bewusst gewähltem Tun und Spielen aus dem Fluß heraus“ und unterstreicht mit poetisch gewählten Titeln den erzählenden Charakter seiner ruhigen wie auch zutiefst kraftvollen Musik. Erst beim zweiten und analytischen Blick zeigt sich, daß sich unter diesen durchaus populär-musikalischen "songs for piano“, klassische Prinzipien wie Tonartensymbolik, motivische Verarbeitungstechniken und im Lisztschen Sinne poetische Ideen verbergen.
So durchsetzt Weber beispielsweise das Stück SMILE OF OUR CHILD mit lichthaftem A-Dur und bettet "das Lächeln eines Kindes“ mit modern-rhythmischen Gestus in eine mit klassischen Proportionen gebaute Struktur. OF THE LAKE ist eine Hommage an Franz Schubert und seinen bevorzugten Schottischen Autor Sir William Scott. In LISTEN TO THE GREEN qualifiziert sich Weber als Komponist großer lyrischer Melodien. WANDERER streift gleichsam durch mystische Landschaften. DREAMING OF IRELAND präsentiert sich als meditative Innenschau in die "Seele“ eines Landes. In KNIGTHS PLAY symbolisiert eine ostinat-minimalistische Bewegung altes elitäres Machtwissen. In TALKING BOWL enthüllt Weber mit subtil nuanciertem Anschlag die unglaubliche Leichtigkeit einer Melodie, ein alt-keltisches Bild für den Zustand fließender Inspiration. ELPHIN’S SONG klingt wie eine von heiterem Naturell beflügelte Irish-Folk-Nummer. Am virtuosesten erscheint Webers WIND OF CALEDONIA. Dem ruhigen Intro folgt ein tonartsymbolisch in d-Moll gehaltener virtuoser Sturmwind, dessen technische Bewältigung durchaus "Chopin-Etüden-gestählte“ Finger erfordert. Zum Abschluß erweist Weber in TALIESIN TALKS dem historischen "Taliesin“, dem großen Barden aus dem Wales des 6. Jahrhunderts, seine Referenz und beweist ein grandioses Gespür für Ruhe und pianistischen Atem. Wie in einer tranceartigen Improvisation spannt er vom ersten bis zum letzten Ton einen weit ausgreifenden musikalischen Bogen und schließt damit die Suite.
Als Aufnahmeort und "pianistischen Kraftplatz“ wählte sich Weber das lichtdurchflutete Green House Studio, in dem sich schon seit Jahren, vereint durch die Initiative des Chefs von Green House Music, dem Pianisten und Komponisten René Pretschner, komponierende Pianisten der unterschiedlichsten Couleur die "Tasten in die Finger“ geben. Zudem konnte er Pretschner als Coproducer gewinnen. Radu Marinescu veredelte die auf dem studioeigenen Steinway-B-Flügel erstellte Aufnahme am Mischpult und im Master-Studio. Fabian Bojé erstellte ein kongeniales, einen virtuellen Film suggerierendes Coverdesign, in dem die eindrucksvollen Fotos von Lars Ivens und Weber zur inneren Zeitreise "zwischen die Zeiten“ einladen. Weber lässt es sich zudem nicht nehmen die assoziationsreichen Begleittexte im Booklet selbst zu verfassen, ein Glücksfall! Außerdem gelingt ihm mit dem englischen Pianisten und Musikwissenschaftler Michael Allan eine wunderbare deutsch-englische Übersetzung, die man auf jeden Fall parallel lesen sollte. Alles in allem ist diese CD ein audiophiles, textlich poetisches wie auch visuelles Gesamtkunstwerk!
1. SMILE OF OUR CHILD 3:34
2. OF THE LAKE 2:31
3. LISTEN TO THE GREEN 4:04
4. WANDERER 2:40
5. DREAMING OF IRELAND 2:37
6. AFTER THE CREATION 3:10
7. KNIGHTS PLAY 2:43
8. FIRST DANCE OF BELTANE 3:00
9. WIND OF CALEDONIA 2:18
10. TALKING BOWL 2:21
11. TO THE CHILD IN YOU 4:18
12. EVEN THE ROSES SAY GOODBYE 4:20
13. ELPHIN'S SONG 2:20
14. TALIESIN TALKS 2:58
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Eine Klavier Suite „zwischen den Zeiten“